Hecken

Agnes Fedl Dienstag, 11. Februar 2020 von Agnes Fedl

Privatsphäre und Ruheorte

Hecken

Ein Garten wird dann erlebbar, wenn er Räume für das Wohnen im Freien bieten kann. Gärten sind innige Orte und sie sollten deshalb geschützte, abgeschirmte Bereiche aufweisen.

Nach dem ständig steigenden Druck in der Öffentlichkeit haben wir immer mehr das Verlangen nach Privatsphäre und Ruheorte. Wir brauchen Räume, wo wir selbst sein dürfen, wo wir faul sein dürfen, verrückte Kinder sein dürfen, wo wir einfach ohne Zwänge frei sein dürfen.

Diese Freiheit sichern uns die Einfriedungen unserer Gartenräume. (Wie absurd und trotzdem wahr! Freiheit durch Eingrenzung!)

Hecken kann man so gestalten, dass sie nicht unbedingt als eine Mauer wirken.

Klug gestaltete Hecken können zur Raumbildung des Gartens beitragen. Durch die Wahl der Pflanzen und der Heckenform legen wir die ersten Ansätze der Gartenstruktur.

In der traditionellen Gartengestaltung wurden Gärten oft mit gerade geschnittenen Hecken eingefriedet. Jetzt wünschen sich Gartenbesitzer aber eine Auflockerung der als Mauer wirkenden Hecken. Mein Vorschlag: Unterbrechen Sie die Hecke! Statt des geraden Abschlusses drehen Sie die Hecke, wie es auf der Zeichnung ersichtlich ist, ein. Sie bilden damit einen geschützten Raum, welchen Sie als eine Sitznische mit ergänzenden Pflanzungen gestalten können. Es reicht schon, wenn Sie nur einige größere Sträucher in kleinen Gruppen vor der Hecke setzen. Für die Pflanzenverwendung empfehle ich Ihnen die folgenden Pflanzennachbarschaften, die immer ein gutes Bild machen:

Setzen Sie zur Forsythie (Forsythia x intermedia in Sorten) den Rotholzigen Hartriegel (Cornus alba ‚Sibirica’)! Wenn die Forsythie im März prächtig gelb blüht, zeigt sich der Hartriegel noch „nackt“ mit seinen wunderbar roten Ästen, als Kontrast. Später entfaltet sich der Hartriegel als bunter Strauch vor der grünen Hecke.

Flieder bilden bekanntlich in der Höhe mehr Laubmasse. Setzen Sie den Prachtspierstrauch (Spiraea x vanhouttei) als niedrigere Ergänzung dazu! Beide blühen im Mai-Juni.

Für den Kirschlorbeer (Prunus Laurocerasus ‚Caucasica’ oder Rotundifolia’ oder ‚Schipkaensis Macrophylla’ oder andere starkwachsende Sorten) mit immergrünen, glänzenden und sattgrünen Blättern ist eine im Hochsommer weiß blühende Rispenhortensiengruppe (Hydrangea paniculata ‚Grandiflora’) die schönste Untermalung.

Für den Spätsommer empfehle ich den attraktiven Sommerflieder (Buddleia davidii in verschiedenen Sorten), der auch als Schmetterlingsstrauch bezeichnet wird, zu setzen. Besonders zu den violett blühenden Sorten passt eine blaublühende Bartblumen – Unterpflanzung (Caryopteris clandonensis ‚Heavenly Blue’) sehr schön.

Sehr wichtig ist die großflächige, geschwungene Unterbepflanzung. Niedrige Pflanzenbeete im Garten sind wie Textilien in der Wohnung: sie machen den Raum erst richtig weich und wohnlich.

Als Zentrum der „Heckenspirale“ macht sich ein kleinkroniger Baum, wie Eberesche (Sorbus aucuparia) mit roten Beeren oder der rotblühende Rotdorn (Crataegus laevigiata ‚Paul’s Scarlet’) oder diverse rot- oder weißblühenden Zierapfelsorten, ganz gut.

Bei der Auflockerung von geschnittenen Hecken spielen die Formgebung und der Schnitt die entscheidende Rolle. Haben Sie keine Angst vor geschnittenen Hecken! Statt gerade Umrisse kann man sie geschwungen anlegen. Die Hecke kann auch einmal breiter werden: statt einer Reihe setzen Sie einpaar Pflanzen als „Ausbuchtungen“ vor! In die gebildeten Einbuchtungen kann man wiederum Bänke oder Skulpturen aufstellen.

Mit dem Schnitt können Sie auch sehr schön gestalten. Schwünge und Drehungen kann man mit abgesetzter oder erhöhter Schnitthöhe noch mehr betonen. Setzen Sie die Schnitthöhe bei Eindrehungen, wie es auf der Zeichnung ersichtlich ist, ab! Bei neu gesetzten geraden Hecken kann man „bogenförmige Ausnehmungen“ vorplanen und die Form mit dem jährlichen Entwicklungsschnitt erzielen.

Nehmen Sie unkomplizierte, für ihren Standort geeignete Heckenpflanzen! Sehr schöne, dichte Hecken können Sie mit der heimischen Hainbuche (Carpinus betulus) dem Feldahorn (Acer campestre), mit dem immergrünen Liguster (Ligustrum ovalifolium), mit der langsamwachsenden und sehr edlen Eibe (Taxus baccata, Taxus media ‚Densiformis’) erreichen. Für höhere, nicht zu feuchte Lagen empfehle ich die einheimische Fichte (Picea abies) oder die serbische Fichte (Picea omorica). Für eine hohe Hecke in ländlichen Gebieten kann man Flieder (Syringa vulgaris), Dirndlstrauch (Cornus mas) oder Weißdorn (Crataegus monogyna) setzen. Eine weiße Blütenfülle im Mai verspricht die Spiraea-Hecke (Spiraea x vanhouttei).

Für eine gemischte, nicht geschnittene Hecke gibt es unzählige Pflanzenarten, die sich miteinander gut kombinieren lassen. Lassen Sie sich in Ihrer Baumschule beraten! Faustregel: setzen sie auf keinen Fall die Sträucher in einer Linie! Hier ergibt sich die Schönheit aus der Ungezwungenheit und Natürlichkeit! Deshalb lassen Sie auch genug Platz für Ihre Sträucher, damit sie sich voll entwickeln können.

Text und Illustration:

DI Dr. Agnes Fedl

Garten- und Landschaftsarchitektin

www.gartenplanung-fedl.at

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